Onlinesucht und digitale Gesundheit
Am 13. März fand in der Sporthalle Filadelfia ein Vortrag zum Thema „Onlinesucht
und digitale Gesundheit“ mit dem Redner Miguel Ángel Gaspar statt. Dieser
Vortrag wurde vom Colegio Filadelfia organisiert und richtete sich an alle
Eltern und Lehrer, da es ein sehr wichtiges und aktuelles Thema ist. Die
Notwendigkeit zur Bewusstmachung und Aufklärung in diesem Bereich wird immer
deutlicher.
Der Redner Miguel Ángel Gaspar ist CEO von Tekhnos, eine Firma zur
Entwicklung von Computer-Dienstleistungen basierend auf Datensicherheit, und
Direktor von Paraguay Ciberseguro, eine Stiftung, die um den Schutz des
digitalen Lebens und der Personen bemüht ist. Er ist Informatik-Ingenieur,
Spezialist für Datensicherheit und ziviler Ausbilder für Cyber-Abwehr.
Der korrekte Umgang mit dem Internet ist heutzutage ein sehr wichtiges
Thema, sowohl für die Kinder und Jugendlichen, aber auch die Erwachsenen sollten
ihre Internetnutzung überprüfen. Leider kommt es immer noch häufig vor, dass
Eltern das Internet nicht als Gefahr und die damit verbundenen Probleme nicht
als real empfinden. Doch die digitalen Probleme sind genauso real wie die
physischen Probleme.
In einer Studie vom Pew Research Center von 2022[1]
wurden 1.316 Teenager im Alter von 13 bis 17 Jahren zum Thema Internetnutzung
befragt. Laut dieser Studie haben 95% der Teenager Zugang zu einem Smartphone
und 90% zu einem Computer oder Laptop. 97% der befragten Teenager sagen, dass
sie mindestens 1 mal pro Tag das Internet nutzen, davon nutzen 46% das Internet
fast ständig. Die Seiten mit der häufigsten Nutzung sind Youtube, TikTok,
Instagram, Snapchat und Facebook. Auf die Frage, wie sie die Zeit einschätzen,
die sie im Internet verbringen, antworteten 55% mit „ungefähr richtig“ und 36%
mit „zu viel“. Der Verzicht auf die Internetnutzung würde zumindest 54% recht
schwierig erscheinen.
Die Eltern haben in dieser Hinsicht eine sehr große Verantwortung für ihre
Kinder. Denn das Internet und das Handy sind designt für Erwachsene. Kinder
werden also stimuliert, wie wenn sie Erwachsene wären. Dies führt zu einer
Überstimulation, denn die Kinder erleben mehr Eindrücke, Geräusche und Reize,
als sie verarbeiten können, was natürlich nicht ohne Folgen bleibt. Der
übermäßige Internet- und Handykonsum kann zu Problemen der kognitiven
Fähigkeiten führen im Bereich der Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Erinnerung,
Lernen, Kreativität, Konzentration, Orientierung, Nachdenken und
Sprachverständnis. Aber auch physische Probleme können auftreten wie z.B.
Schlafstörungen, Essstörungen, Muskelverspannungen, Gelenkschmerzen,
Kopfschmerzen oder Probleme beim Sehen. Auch kann der übermäßige Konsum zu
einer Sucht führen. Bei einer Onlinesucht spricht man vom Kontrollverlust der
rationalen Internetnutzung, wenn offline Nervosität und ähnliche Entzugserscheinungen
auftreten, wenn man trotz negativer Auswirkungen den Konsum nicht reduziert.
Eltern sollten ihre Kinder nicht unbeaufsichtigt mit dem Internet alleine
lassen, sie brauchen Anleitung und auch Grenzen. Das heißt nicht, dass die
Eltern immer dabei sein müssen oder in die Privatsphäre ihrer Kinder eindringen
müssen. Es gibt mittlerweile gute Hilfsmittel, um Filter oder Einschränkungen
bei der Internetnutzung zu installieren. Doch wenn Eltern sagen, dass es keine
Technologie gibt, die gut genug ist für die elterliche Kontrolle, so liegt dies
eher an der Einstellung der Eltern. Auch wenn sie viel Geld ausgeben für
Kontrollsysteme, so endet es doch meistens damit, dass das System wieder
deinstalliert wird, weil sie dem Druck der Kinder nicht standhalten und bei
einem „Nein“ bleiben können. In Paraguay gibt es das Gesetz N° 1.680 Artikel N°
32 des Gesetzbuches für Kinder und Jugend[2],
in dem der Verkauf und die Beschaffung von freiem Internet oder Internet ohne
Filter für Kinder und Jugendliche verboten ist, genauso wie der Verkauf und die
Beschaffung von Videospielen, die für die ganzheitliche Entwicklung der Kinder
schädlich sind.
Eine weitere Maßnahme wäre, dass die Kinder das Internet oder
Spielekonsolen nur in einem der Sozialräume wie Wohnzimmer, Küche, Esszimmer
usw. benutzen, niemals hinter verschlossenen Türen. Auch das Handy sollte nicht
zur Nacht mit ins Schlafzimmer genommen werden, um das lange surfen im Internet
oder Spiele spielen zu vermeiden. Das Handy ist kein Spielzeug für Kinder, auch
ist es kein Element für den Unterricht in den Schulen. Leider wird das Handy
oft als ein Mittel für Bullying in der Schule gebraucht, um Fotos oder Videos
von Mitschülern zu machen, um sich danach über sie lustig zu machen. Auch in
diesem Bereich besteht viel Handlungsbedarf.
Die Kinder werden mit so vielen Inhalten im Internet konfrontiert, oft
bekommen die Eltern gar nicht alles mit. Daher sollten Eltern sich nicht
fragen: Kann es sein, dass mein Kind dies sehen wird? Stattdessen sollten sie
sich lieber fragen: Was mache ich, wenn mein Kind dies sieht? Laut einer Studie
von Februar 2023 kommen Kinder hier in Paraguay bereits im Alter von 8 Jahren
mit pornografischem Material in Berührung. Die Kinder müssen also im Umgang mit
dem Internet gefördert werden, daher ist es sehr wichtig, dass auch die Eltern
sich in diesem Bereich schulen, um ihren Kindern ein Vorbild zu sein und sie zu
begleiten. Eine offene Kommunikation ist hier von großer Wichtigkeit. Wenn ein
Kind traurig, schlecht gelaunt, ängstlich oder bedrückt ist, kann dies viele
Ursachen haben. Doch sehen wir auch das Internet als eine mögliche Ursache?
Eltern könnten hier fragen: Was hast du im Internet gemacht? Was haben andere
dir im Internet angetan?
Viel zu oft werden persönliche Daten im Internet preisgegeben, z.B. wo man
gerade ist, mit wem, wann man zu Hause ist, Namen, Adresse, Telefonnummer etc. Doch
wenn diese Daten in die falschen Hände geraten, werden damit häufig Verbrechen
begangen. Daher ist es sehr wichtig darauf aufzupassen, welche Daten man im
Internet veröffentlicht. Folgende Frage könnte hier als Hilfestellung dienen:
Würde ich diese Daten auch auf einer öffentlichen Bühne vor einem Publikum
preisgeben? Wenn nicht, dann sollten sie auch nicht im Internet publiziert
werden.
Es ist wichtig, dass ein jeder sich selbst hinterfragt, wie es um die
eigene Internetnutzung steht. Bringt das Internet denn Freude in unsere
Familie? Was kann ich meinen Kindern geben, das viel stärker ist als das
Internet? Durch die Förderung der Medienkompetenz kann den Risiken vorgebeugt
werden. Kinder müssen lernen, bewusst und vor allem verantwortungsbewusst mit
digitalen Medien umzugehen und die eigene Internetnutzung auch kritisch zu hinterfragen.
Es geht nicht darum, auf den Konsum zu verzichten, sondern schädliche Folgen zu
verhindern oder zu vermindern.
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